Apple iPhone 3G Review

Vor nun etwa 10 Tagen kam das iPhone der zweiten Generation von Swisscom bei mir an. Seitdem habe ich es kaum einen Tag aus den Händen gelassen und täglich neue Kritik- und Lobpunkte entdeckt.


Lieferumfang

Das Handy kam edel verpackt in der berühmten schwarzen Box. Nach einer Minute hat man das ganze Zeugs aus der Box raus und kann bereits loslegen.

iPhone unpackedDem Gerät liegen bei:

  • Ladegerät
  • Apple USB-Kabel
  • Apple-Kophörer
  • Sim-Karten Werkzeug (mit dem Ding bekommt man die Sim-Karte raus)
  • Anleitungen und Tips & Tricks
  • Reinigungstuch

Ich brauch wohl nicht anzufügen, dass die Apple Kopfhörer wieder einmal einfach nur schrottig sind. Schon alleine wenn man sie mit billigen Sony Kopfhörern vergleicht, verlieren sie. Hohe Töne werden zwar problemlos wiedergegeben, Bass und Isolation fehlen jedoch komplett. Wenn man sich im Zug oder in einer anderen öffentlichen Umgebung Musik anhören will, sollte man diese Kopfhörer daheim lassen. Ich musste mir schon oft genug die Musik anderer Leute anhören weil Apple es seit Jahren nicht schaft, anständige Kopfhörer im Verbund mit ihren iPods oder iPhones auszuliefern.

Design

Das Design des iPhones ist typisch Apple – funktioniell und trotzdem sexy.
Obwohl es von der Schönheit her kaum an das HTC Touch Diamond reicht, darf man das iPhone trotz seiner simplen Linien zu den schönsten Gadgets zählen. Mir gefällt ehrlich gesagt die schwarze Rückseite beim 3G Modell um längen besser als beim ersten iPhone obwohl da wohl der eine oder andere Fingerabdruck auf dem Gerät bleibt.

Verarbeitung

Die Verarbeitung ist eigentlich gesamthaft ziemlich gelungen und solide. Nichts knarzt, nichts scheint fehl am Platz zu sein. Trotzdem hat mich vor allem der Sim-Slot aufgeregt. Dieser scheint im geschlossenen Zustand leicht rauszustehen. Die Differenz ist jedoch sehr klein und stört kaum.

Akku / Standby

Die Standbyzeit des Gerätes wird von Apple mit 300 Stunden angegeben. Das konnte ich im Praxistest niemals erreichen. Auch wenn man das Gerät einfach so liegen lässt, wird es kaum länger als 5 Tage halten. Bei einer normalen Benutzung (1-2 Telefonate, Safari, eMail, Twitterrific) hielt sich das Gerät etwa zwei Tage am Leben.
Immer noch sehr bedauerlich ist der bei Apple standartmässig festgelötete Akku. Man kann sich also nicht für den Notfall noch eine weitere Batterie dazukaufen. Wenn der Akku (meistens nach 2-3 Jahren) den Geist aufgibt muss das Gerät eingesendet und kostenpflichtig repariert werden.

Bedienung, Interface

Das ist wohl das Schmuckstück des iPhones überhaupt. Das grosse iPhone Display im Verbund mit der stets übersichtlichen graphischen Oberfläche, erlaubt die Bedienung des iPhone’s ohne Touchpen. Von der Bedienungsfreundlichkeit her schlägt das iPhone wohl jedes andere Gerät. Ob man das Gerät jedoch auch im betrunkenen Zustand noch beherrscht, weiss ich nicht 😉
Neben der Übersichtlichkeit bietet die Oberfläche stets mehr oder weniger nützlichen Eye-Candy. So wird zB. eine eMail regelrecht in den Papierkorb gezogen sobald man sie im Mailprogramm löscht.

Anzeige

Wichtig ist natürlich auch die Anzeigequalität des Gadgets. Das iPhone kommt mit einem 3.5″ Multi-Touch Display welches stets auf einer 480×320 Auflösung läuft. Die Bildqualität ist knusprig und klar im Innenbetrieb. Das iPhone 3G ist jedoch im Aussenbetrieb kein wahrer Meister. Vor allem Fingerabdrücke nerven im Aussenbetrieb auf dem glänzenden Bildschirm.
Ein wares Musterstück ist jedoch das von Apple entwickelte Multi-Touch. Damit kann ich anhand von Fingerbewegungen zB. beim browsen von Webseiten oder betrachten von Bildern rein oder rauszoomen. Nützliches Gimmick.

Telefon

Neben dem ganzen anderen Schnickschnack, kann das iPhone auch noch Telefonieren (ja, wirklich!). Die Sprachqualität war ziemlich normal, niemand hörte sich künstlich oder zu leise an.
Eine Sprachsteuerung wird nicht offiziell unterstützt, kann aber im AppStore nachgerüstet werden. Was ich jedoch bemerkte, war ein trotz Swisscom Netz ziemlich schlechter Empfang. Vor allem in eigentlich recht dicht besiedelten und sonst gut abgedeckten Gegenden schien das iPhone mit meinem älteren Nokia N73 und dem HTC Touch Diamond Testgerät (beide ebenfalls 3G) nicht mithalten zu können.

Mail

Das Mailprogramm schaut dem OS-X Mail ziemlich ähnlich und hat in der abgespeckten Version etwa die gleichen Funktionen. Die Installation meines Gmail-Accounts war spielend einfach und es werden dank dem neu hinzugefügten Imap Support auch gleich alle Ordner mit importiert. HTML Mails werden ebenfalls problemlos angezeigt. Ein riesiger Pluspunkt.

Safari

Das Schmuckstück des iPhones ist wohl der Safari Browser. Während viele mobile Browser in Sachen Ajax immer noch hinterherhinken, konnte ich mit Safari ohne Probleme Webseiten mit Ajax benutzen. So können zum Beispiel User der sehr stark auf Ajax setzenden Netvibes Widget-Seite auch mobil auf den Dienst zugreifen.

Die meisten von mir angesurften Seiten werden ohne Probleme korrekt und schnell dargestellt. Sie können auf Wunsch auch horizontal dargestellt werden. Dazu muss das Handy dank den integrierten Bewegungssensoren lediglich gedreht werden.

Flash wird vom mobilen Safari Browser immer noch nicht unterstützt. Videoseiten (bis auf das integrierte YouTube Tool) sind also Tabu, ein grosses Minus.

iPod

Ein grosser Kritikpunkt von mir bei iPods aller Art in den letzten Jahren war die Tonqualität. Diese ist seit dem erscheinen des iPod Touch und des iPhones dank dem Einsatz von neuen Chips erheblich verbessert worden.

Auch hier ist die Darstellung von den Alben und Interpreten gut gelungen. Wenn einem das vertikale scrollen missfällt, dreht man das Handy in die horizonale Position. Danach kann man die auf dem iPhone gespeicherten Musiktitel im iTunes-typischen Coverflow scrollen.

Was mir jedoch sehr missfällt, ist die erzwungene Nutzung von Apple’s iTunes. Das mag für Mac User vielleicht kein Problem sein. Für Leute aus der Windows Ecke die sich eher an andere Tools gewöhnt sind ist die erzwungene iTunes Installation einfach nur nervig. Ausserdem gibt’s für Linux gar keine offiziellen iTunes Clients, was alles nur noch schwerer macht. Linuxuser mussten sich dazu bisher stets beim offenen Musikplayer Amarok bedienen.

Kamera

Die im Gerät integrierte 2 Megapixel Kamera ist, nett ausgedrückt, unbefriedigend. Sie bietet keine grossartigen Bilder und auch keine besonders gute Auslösezeit. Sie liegt vielleicht auf de Niveau meines bereits 2 Jahre alten Sony Ericsson K750i, was vielleicht vor 2-3 Jahren mal state of the art war. Also unterste Schublade. Sowas gehört heutzutage nicht mehr in ein Smartphone dieser Preisklasse!

Im Vergleich mit dem iPhone 1.0

Verglichen mit dem ersten Modell, ist kaum etwas neues dazugekommen. Das selbe Display, das selbe GUI, die selbe CPU, der gleiche Akku und noch vieles mehr.
Die jedoch hinzugekommenen Funktionen sind neben dem Preisnachlass etwas ziemlich gutes. Das GPS Modul erlaubt es nun das integrierte Google Maps als Routenplaner zu benutzen. Auch Twitts und Fotos lassen sich jetzt wie schon erwähnt geotaggen.

Dank HSDPA schafft es das iPhone 3G zu den schnellsten Geräten zu gehören die für den Aussenbetrieb geeignet sind. Mobiles Internet wird mit der 3G Unterstützung einfach praktikabler.

Organizer

Das iPhone hat auch hier auf eine Mini-Version der bereits aus OS-X bekannten iCal Applikation gesetzt.
Termine können einfach erfasst werden indem man auf ein gewünschtes Datum tippt, danach den hinzufügen Button antippt und die dazugehörigen Infos zum Termin eintippt.

Seit dem Release der iPhone 2.0 Firmware unterstüzt das alte sowie das neue 3G Modell die Synchronisation mit Outlook bzw. Exchange Servern, was die Nutzung des iPhones als Firmenhandy wohl anheizen wird. Da ich weder Outlook noch einen Exchange Server besitze, konnte ich es jedoch nicht testen.

Applikationen

Seit der Firmware 2.0 kann man auch „legal“ Applikationen für das iPhone nachinstallieren. Im bereits mitgelieferten App Store kann man sich so zum Beispiel die „Flashlight“ Applikation herunterladen, die das iPhone in eine Taschenlampe verwandelt. Es stehen bereits tausende Applikationen zum Download bereit.
Die NYTimes und andere Nachrichtenportale haben eigene Applikationen veröffentlicht die stets aktuellste News anzeigen. Neben etlichen Twitter Applikationen gibt’s auch viele kostenpflichtige Spiele die meistens auf die integrierten Bewegungssensoren setzen.

Die Herausgabe des SKD’s war auf jeden Fall die richtige Entscheidung von Apple. Dank der riesigen Nutzerbasis sehen auch professionelle Coder einen Grund um richtig nette Applikationen für das iPhone zu entwickeln. Immerhin machen einige schon über $2.000 am Tag mit ihren Applikationen.

Im Vergleich mit dem alten Bruder

Im Vergleich mit dem alten iPhone kann die neue 3G Version vor allem mit dem neu dazugekommenen HSDPA punkten. Obwohl das browsen doch nicht so schnell abläuft wie man es bei der Marketingabteilung gerne hätte, kann man doch ziemlich gemütlich die eine oder andere Seite unterwegs anschauen.

Fazit

Wer auf der Suche nach einem Smartphone ist, welches in Sachen Software nahezu beliebig erweiterbar ist und auch in Zukunft von einer riesigen Fanbase unterstützt wird, der kann sich auf das iPhone verlassen. Wer jedoch Wert auf offenere Standarts legt, sich mit der Nutzung eines Touchpens auseinander setzen kann und keinen Wert auf Knebelverträge legt, sollte sich anderswo informieren. Auch über die geringe Akkuleistung, die schlechte Kamera und den schlechten Empfang kann man gerne die Nase rümpfen. Aber ganz ehrlich gesagt: Die Software macht vieles wett.

Rating: 8/ 10

Einen herzlichen Dank an Herrn Schulze von der Swisscom, der mir das iPhone innerhalb einger Tage zugestellt hat. Ich warte bis heute noch auf das Gerät von Orange. Einige Leute beschweren sich bereits über die schlechte Verfügbarkeit des iPhone 3G’s bei Orange und warten schon seit über vier Wochen auf ihr Gerät. Komischerweise wurden aber angeblich lediglich 2000 iPhones in den ersten vier Wochen hierzulande abgesetzt – schlechte Planung oder künstlich erzeugte Nachfrage? You decide.

9 Gedanken zu „Apple iPhone 3G Review

  1. Patrick

    @leu. du liest wohl alle iphone meldungen heute… 😉

    @ricdes. guter bericht. was mich am meisten stört, sind der schlechte empfang (soll ja jetzt besser werden), die akku-luafzeit sowie die fehlende flash-unterstützung.

  2. florian

    Zur Kamera: Ich finde die iPhone Kamera macht bessere Fotos als die meisten anderen HandyCams mit weit mehr Megapixel. Auch ich hatte vor dem iPhone ein K750i und muss sagen der Unterschied der Bildqualität und der Farben ist gravierend. Sicher nicht die beste HandyCam aber durchaus brauchbar und für 2 Megapixel Einwand frei.
    Achja, zum Akku: Der Akku im neuen iPhone ist sogar schwächer als der im alten Modell. Sehr schade.

  3. alessandro

    guter bericht soweit, für neulinge im bereich apple und iphone mit sicherheit ein guter erster einblick.

    nicht zu vergessen ist der angeblich kratzfeste display. man kann den aussagen von apple betreffend dem display keinen glauben schenken.
    mit einer büroklammer oder spitzem schlüssel lassen sich nur bei leichtem berühren schon bleibende displayschäden verursachen.

  4. ricdes Beitragsautor

    @leu: darüber freuen sich die custom Supporter. Werde wohl morgen oder so über meinen Bier-Pod berichten. 😛

    @Patrick: Danke, sowas hört man von einem professionellen Reporter doch gerne 🙂 ! Ja, die fehlende Flash-Unterstützung ist wirklich schade. Da kann man auf nichts anderes als Youtube zugreifen.

    @Florian: Wenn man beim auslösen der Cam das Handy auch nur leicht bewegt, kannst du ein scharfes Bild zudem vergessen..

    @Ale: Das stimmt. Darum gehen Display-Schutzfolien wohl so gut weg…

  5. Eva

    Alles in Allem: Ich muss immer noch kein I-Phone haben… Swisscom wird derzeit anscheinend etwas überrannt mit Anfragen…

  6. Rupi

    Guter Beitrag Ric,
    Ich selbst hatte schon die erste Generation des iPhones und nun die 2. davon. Dein Bericht stützt sich auf deine 10 Tage und das ist auch gut so. Klar gibt es viele Punkte die nicht ganz ok sind, aber ich frage mich immer was man denn erwartet. Ist das iPhone primär ein Telefon im klassischen Sinne? Oder ein Spielzeug? ein Browser? eine Photokamera? ein Outlook? und und und…
    Apple hat meiner Meinung nach ein Gerät geschaffen, dass bis jetzt nicht viele nachahmen können. Grosser Display, schickes Design, funktioniert mehr oder weniger.
    Fragt euch doch alle bitte ernsthaft, was ihr von dem iPhone erwartet und was es zu bieten habt, dann könnt ihr sicherlich über die Fehler hinwegschauen. Ansonsten kauft euch Nokia, LG, Samsung oder wie sie alle heissen…..
    Revolution eines Multimedia Telefons mit neuartiger interaktiver Bedienung. Warum so viel Kritik? Versteh ich nicht ganz…aber Meinungen gehen auseinander…

    Greez R

  7. bb technik

    ich kann rupi nur zustimmen. Überlegt was Ihr wollt, und dann kauft das passende. Ich habe schon Maßen von handys gehabt, aber die Kombination von vielem macht für mich das iPhone zum geilsten handy was ich jede hatte.

  8. Andrea

    Hmm…vielleicht gehen Meinungen tatsächlich so weit auseinander. Aber egal…jedem das seine.
    Ich kann nur sagen……ICH LIEBE DIESES HANDY. Und ich hatte auch schon einige!!!

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