Wer kennt sie nicht. Die kleine, in der Algarve entführte Madeleine.
Durch ein derzeit kursierender Medienhype wird jedes doch noch so kleine Detail zum Fall zwei Mal umgedreht.
Ich kann, selbst als Bruder einer kleinen, den Schmerz den die Eltern gerade empfinden wohl nicht ansatzweise fühlen, hier mein herzliches Beileid an die Eltern. Aber der Fall wirft einige Fragen in mir auf…
Was mich jedoch auch interessiert, sind die Nachteile, die wegen diesem ganzem Fall/dem ganzen Medienhype auftreten:
Versucht mal wie ein Entführer zu denken:
Ihr würdet doch lieber das Mädchen für immer verstecken (Fall Kampusch), anstatt euch den Ermittlungsbehörden regelrecht zu stellen, indem ihr das Mädchen ausliefert.
Als Entführer würde ich mich doch ziemlich vor den ganzen Forderungen nach harter Bestrafung in den Medien drücken wollen. Das Gericht würde unter dem immensem Druck stehen, mir eine lebenslange Strafe zu verpassen (in einem anderen Fall wäre dies nicht so. Gewaltverbrecher werden meistens nicht für alle Ewigkeiten versperrt).
Ausserdem: Warum wird bei anderen entführten Personen kein solches Medientheater veranstaltet? Wäre doch fair wenn man auch ohne Verbindungen zur Presse für irgend einen Entführten so viel Mitleid erhalten würde.
Meiner Meinung nach haben die Eltern auch unverantwortlich gehandelt. Man lässt, egal wo man gerade ist, sein 3 Jahre altes Kind nicht einfach im Zimmer. Dafür gibts Babysitter, die Hotels in der Algarve für die dementsprechende Bezahlung liefern können.
Polizei unfähig?
Ich weiss nicht. Ich war vor 2 Jahren an der Praia da Luz. Der Ort an sich ist extrem sicher, überall Polizei, nirgends Kriminalität (von den besoffenen Engländern abgesehen). Ich hatte diesen Ort scherzhaft als Portugals "Fort Knox" bezeichnet, weil einfach alles so sicher schien.
Aber dennoch: Da sind auch die so oft gelobten Strandklippen der Algarve und die Entfernung zum Meer beträgt bei den nobelsten Hotels gerade mal 50 Meter.
So traurig es sich auch anhört: Der Entführer hätte das Kind einfach ins Meer werfen können und niemand hätte es jemals wieder gesehen.
Auch als bei den Überschwemmungen vor einigen Jahren die Brücke in "Entre-Os-Rios" einstürzte, fiel ein Reisebus mit in die Tiefe. Alle Passagiere starben oder gelten seitdem als vermisst. Die Körper von den Passagieren wurden vom Fluss ins Meer gespült und nur einige Körper konnten in Nordspanien an der Küste geborgen werden.
Versteht mich nicht falsch: Dieser Fall ergreift mich so wie er viele Leute ergreift.
Ich hoffe, dass die kleine noch lebendig geborgen wird. Rechnen tue ich aber damit leider nicht mehr.
Es werfen sich einfach Fragen in mir auf die ich hiermit beantwortet habe.